Spiegelein, Spieglein an der Wand
Für manche Menschen ist er lediglich ein Zeichen der Eitelkeit. In der Mythologie steht er dagegen stellvertretend für Selbsterkenntnis und Wahrheit. Im Alten Ägypten benannte man ihn sogar mit demselben Wort wie „Leben“ und wieder andere Kulturen dachten, in ihm ließe sich die Seele einer Person einfangen. Für die Formsprache von Filmen spielt er seit jeher eine außergewöhnliche Rolle. Er ist ein Symbol für den Film an sich und gilt zugleich als Verkündigung von Identitätskrisen bis hin zu Geisteskrankheiten. Horror- und Mysterygeschichten vermuten in seinem Inneren eine andere Dimension. Der Dichter schreitet in „Orpheus“ zum Beispiel durch ihn hindurch ins Jenseits. In „Mirrors“ wird wiederum ein Familienvater von Wesen heimgesucht, die aus ihm heraus greifen und in „Alice im Wunderland“ findet ein junges Mädchen dahinter eine unbekannte Welt. In der frühen Psychoanalyse J. Lacans manifestiert sich in ihm eine Entwicklungsphase von Kleinkindern: Erst wenn sie sich selbst in ihm erkennen, kann sich die psychische Funktion ihres Ichs entwickeln. Sogar in Redensarten hat er sich niedergeschlagen. Betrachte dich darin, dann rede – so heißt es in China. In ihm wohnt die Seele der Frau, so sagen die Japaner. Die Russen rufen dazu auf, ihn nicht für Schönheitsmakel verantwortlich zu machen und in Deutschland soll man ihn sprichwörtlich jemandem vorhalten, den man die Realität erkennen lassen will. Sie haben es sicher erkannt: die Rede ist vom Spiegel – einer reflektierenden, entweder metallbeschichteten oder dichroitisch dielektrischen Fläche, die ein Abbild des Betrachters wiedergibt. Wandspiegel sind relativ glatt, damit das einfallende Licht seine Parallelität behält und so eine Abbildfunktion übernehmen kann. Ebene Wandspiegel, so genannte Planspiegel, geben in Größe und Winkeln zwar ein realitätsgetreues Abbild wieder, sie vertauschen dabei allerdings die Seiten. Wer die Welt durch den Spiegel ansieht, sieht daher eine entfremdete Realität, was viele der oben genannten Symbolbedeutungen erklären kann. Der Spiegel steht zum Beispiel für Film und andere Künste, weil er wie die Kunst verfremdete Realität wiedergibt. Der Betrachter identifiziert sich mit Künsten, obwohl Künste nicht wirklich ihn abbilden und er identifiziert sich mit dem eigenen Abbild im Spiegel, obwohl auch dieses Abbild nicht 100-prozentig ihn selbst zeigt. In Filmen ist der Spiegel also deshalb so häufig Symbol des Irrsinns, weil der Betrachter darin sich selbst und doch nicht sich selbst erkennt. Auch der Zusammenhang von Spiegeln und Geisterwelt oder anderer Dimension rührt von dieser Tatsache her.
Geschichte der Wandspiegel
Die Geschichte des Spiegels ist so alt wie die Menschheit. Noch bevor Menschen das Glas als Werkmaterial entdeckten, benutzten sie Spiegel. Am Anfang spiegelten sie sich in Wasserflächen. Später nutzten sie Metallplatten und polierten glatt geschlagene Kupfer- und Bronzeschreiben, bis sie sich selbst darin erahnen konnten. Die Römer waren vermutlich die ersten, die in gläserne Spiegel blickten. Als man im Mittelalter das Glasblasen entdeckt hatte, wurde kurz darauf der sogenannte Quecksilber-Spiegel eingeführt. Zunächst blies man Glaskugeln und goss flüssiges Metall in sie hinein. Die erkalteten Kugeln durchschnitt man und erhielt auf diese Weise gebogene Spiegel. Planspiegel stellte man gegen Ende des Mittelalters her, indem man Zinnplatten mit Quecksilber beschichtete. Im 19. Jahrhundert löst der Silberspiegel schließlich den Quecksilber-Spiegel ab. Aldehyd wurde mit einer Silbernitratlösung gemischt und erhitzt, sodass eine spiegelnde Glasfläche entstand. Noch heute verwendet man Silbernitrat bei der Spiegelherstellung zur Beschichtung von gereinigten Glasplatten. Mittlerweile wird diese Silbernitratschicht aber anders als damals von mehreren Lackschichten sowie einer Kupferschicht geschützt. Neben dem Planspiegel gibt es heute konvexe und konkave Spiegel sowie Zerrspiegel. Planspiegel sind in der Regel aus Floatglas, weil dieses Material besonders planparallel ist. Man kennt diese Art des Wandspiegels vor allem aus Badezimmern und Garderoben. Konvexe Spiegel kennt man dagegen aus dem Straßenverkehr: Sie bilden das Licht durch ihre zweiachsig-konvexe Form von einem weiter entfernten Bild auf ein wesentlich kleineres Abbild ab. Bekanntester Vertreter der konkaven Spiegel ist wiederum der Kosmetikspiegel, der ein vergrößertes Bild des Betrachters zeigt. Zerrspiegel verbindet man demgegenüber vor allem mit der Zauberkunst, denn sie zeigen wegen ihrer gewellten Fläche vielfache Verzerrungen. Die Art der Beschichtung gibt den Wellenbereich vor, mit dem das Licht reflektiert. Neben Metallen sind Kunststoff und einkristalline Stoffe heute die häufigsten Spiegelsubstrate. Auch abgesehen von Haushalts-, Kosmetik- und Verkehrsspiegeln kommen Spiegelflächen in der gegenwärtigen Gesellschaft wichtige Funktionen zu. Spiegelteleskope und Spiegelreflexkamera machen sich beispielsweise das Spiegelprinzip zu Nutze und enthalten zum tatsächlich realistischen Abbild gleich mehrere Spiegelflächen. Ohne Spiegel gäbe es weder Spektrometer noch Monochromatoren und auch solarthermische Kraftwerke wären kaum denkbar. Endoskopie würde ohne das Spiegelprinzip nicht funktionieren und sogar Laser gäbe es so nicht.
Arten von Wandspiegeln
Wie in jedem anderen Haushalt spielen Spiegel wahrscheinlich auch in Ihren vier Wänden eine Rolle. Die wichtigsten drei Orte für eine Spiegelfläche im Haus sind das Badezimmer, das Schlafzimmer und der Flur. Gerade auf engen Gängen oder in dunklen Zimmern sorgt ein Wandspiegel neben seiner eigentlichen Funktion zusätzlich für eine optische Vergrößerung des Raumes. Seit der Moderne ist aber auch die dekorative Funktion von Spiegeln nicht zu unterschätzen. In der Regel verwendet man für Flur und Schlafzimmer Ganzkörperspiegel mit einer Höhe von 1,50 bis 2,00 Metern und einer Breite zwischen 30 und 70 Zentimetern. Hängespiegel in Maßen von 1,70 auf 0,60 Meter sind die mit häufigste Variante für den Flur. Im Schlafzimmer kommen dagegen meist Kleiderschränke mit Spiegeltüren zum Einsatz. Zum Teil verwendet man auch Standspiegel in unterschiedlichen Größen. So finden sich auf Schminktischen zum Beispiel häufig winzige Standspiegelmodelle. Die häufigste Variante im Badezimmer ist wiederum ein Spiegelmodell mit ungefähren Maßen von rund 50 auf 60 Zentimeter. Während Ganzkörperspiegel in der Regel entweder ovale oder rechteckige Form aufweisen, fallen kleinere Spiegel gerne außergewöhnlicher und dekorativer aus, so zum Beispiel wie ein Dreieck oder ein Tropfen. Die mit beliebtesten Badmodelle sind spiegelnde Hängeschränke oder Hängespiegel mit Ablagen, die teilweise die genannten Sonderformen annehmen.
Das mit wichtigste Unterscheidungskriterium ist für heutige Wandspiegel der Rahmen und dessen Material. Neben Holz kann Metall oder Kunststoff die Spiegelfläche einfassen. Die jeweiligen Rahmen sind häufig Schmuckrahmen mit außergewöhnlichen Elementen wie sternförmigen Zacken oder antik wirkenden Schnörkeln. Der Rahmen eines Spiegels muss im modernen Verständnis auf das Flair des jeweiligen Raums abgestimmt sein, sodass in Räumen mit Landhausstil zum Beispiel am häufigsten Wandspiegel mit Holzfassungen angebracht werden, während Zimmer im modernen Industrie-Stil öfter mit Spiegeln in Metallrahmen ausgestattet sind. Neben rein optischen Eigenschaften ist selbstverständlich auch die Qualität des Wandspiegels ein Auswahlkriterium. Ein Splitterschutz wird zum Beispiel häufig als Qualitätsmerkmal betrachtet. Bei allen Spiegeln sitzt eine Metallschicht hinter einer Glasfläche, aber hochwertige Spiegel verwenden für diese Schicht ausschließlich Kristallglas, sodass dessen Verwendung als weiteres Qualitätsmerkmal behandelt werden kann.
Tipps zu Einkauf, Montage und Pflege von Spiegeln
Falls Sie sich aktuell nach einem Wandspiegel für den Wohnraum, einem Handspiegel oder einem Kosmetikspiegel umsehen, werfen Sie bei der Suche nach Herstellern einen Blick in den Herstellerkatalog dieses Themas. Aber Vorsicht: Nicht jeder Hersteller produziert jede Art von Spiegel. Deshalb werden Sie sich zunächst immer darüber bewusst, was für einen Spiegel Sie benötigen, da Sie nur so den besten Hersteller finden werden.
Ist der Spiegel gekauft und steht die Inbetriebnahme an, so ist bei Wandspiegeln der erste Schritt dazu die Montage. Entfernen Sie die Folie nie, bevor Sie den Wandpiegel angebracht haben, denn die Fläche könnte ansonsten beschädigt werden, noch bevor Sie das Accessoire nutzen. Für die spätere Nutzung äußerst relevant ist außerdem die richtige Höhe. Wenn Sie Ihren Spiegel nicht so aufhängen, dass Ihr Blick möglichst gerade darauf fällt, verfremdet sich nämlich Ihr Abbild. Der Anbringungsort sollte davon abgesehen spritzgeschützt sein. Gerade bei Badspiegeln ist es daher empfehlenswert, ein wenig Raum zwischen Waschbecken und Spiegel bestehen zu lassen.
Ist der Spiegel doch einmal verschmutzt, so müssen Sie ihn fachmännisch reinigen. Sollten Sie sich für einen rahmenlosen Wandspiegel entschieden haben, so darf bei der Reinigung kein Wasser auf die Versiegelungskanten geraten, da es sich dort ablagern könnte. Verwenden Sie niemals herkömmliche Reinigungsmittel, sondern setzen Sie nur spezielle Glasreiniger ein. Alle anderen Reinigungsmittel sind für die sensible Fläche zu aggressiv und könnten die Oberfläche verätzen. Ein weiches Tuch kann Ihnen bei der Reinigung behilflich sein. Zu harte Tücher hinterlassen Kratzer im Spiegel und Feuchtigkeit sowie Schmutz kann fortan in die Fläche eindringen. Auch fusselnde Tücher sind denkbar ungeeignet, denn sie hinterlassen Rückstände auf der Oberfläche. Falls sich bei der Reinigung Schlieren bilden, so polieren Sie anschließend fort, ohne den Spiegel dazu nochmal zu befeuchten.
Mit der richtigen Pflege wird Ihnen ein hochwertiger Wandspiegel Jahrzehnte lang gute Dienste leisten. Auch wenn er für manche Menschen lediglich ein Zeichen der Eitelkeit ist: Der Spiegel ist aus dem modernen Leben nicht wegzudenken und seine Jahrtausende lange Tradition zeugt von seiner Unersetzlichkeit.